Worum geht es
in dem Projekt?
Im Dorf Ovacik Köyü ist die
Wasserversorgung zusammengebrochen, worauf hin sich zwei Türkische
Bürger in Deutschland an mich wandten mit der Bitte,
sie bei der Lösung des Trinkwasserproblems zu
unterstützen.
Dies sind Herr Haybat und Herr Noyan mit ihrem Freundeskreis,
die ihren Mitmenschen in der Heimat helfen möchten. Ich finde,
dass ist eine sehr anerkennenswerte Initiative!
Das Dorf Ovacik Köyü
liegt südlich von Denizli im Gölgeli Gebirge in einer
Hochebene. Im Ort leben ca. 700 Einwohner, wobei die Anzahl der
Einwohner in den
Sommermonaten auf ca. 2000
stark zunimmt. Die
Infrastruktur wird durch
Landwirtschaft - überwiegend Tabakanbau - geprägt.
Die Wasserversorgung steht zwar
im Verbund mit benachbarten Dörfern. Da diese aber auch über
Wassermangel klagen,
wurde die Wasserlieferung weitestgehend eingestellt und es herrscht
akuter Wassermangel.
Somit besteht dringender Handlungsbedarf zur Wiederherstellung der
Wasserversorgung.
Die Wasserversorgung erfolgt aus
einem 90 m tiefem Brunnen aus dem Jahr 1982.
Dieser pumpt das Wasser mittels Unterwassermotorpumpe über eine
Druckleitung ca. DN 100
in einen 70 m höher gelegenen Wasserspeicher. Von diesem wird
das Trinkwasser nach O.K. verteilt.
Nachdem wir per Mail korrespondiert hatten und ich versucht habe durch
Nachfragen das Problem einzukreisen, war die Fernprognose
vom grünen Schreibtisch aus irgendwann erschöpft.
Da in OK großes Interesse besteht das Trinkwasserproblem mit
fachlicher Unterstützung zu lösen haben wir uns
entschlossen, uns der Problematik ernsthaft anzunehmen.
Auf Grund der komplizierten geologischen Verhältnisse im
Festgestein habe ich einen befreundeten Geologen in das Projekt mit
einbezogen.
Dies ist Joachim Stark mit seinem eigenen Ingenieurbüro DGS j.stark-dgs@freenet.de
Um sich ein Bild von der geografischen und geologischen Lage,
den klimatischen Bedingungen und der Situation vor Ort
eine Vorstellung machen zu können, mußten wir uns an das
Thema über Recherchen im Internet herantasten.
Dabei haben wir nicht schlecht gestaunt, was man so an harten Daten,
die wirklich für wissenschaftliche Untersuchungen geeignet sind,
aus dem Internet beziehen kann. Man muss aber schon wissen wo man nach
welchen Daten suchen muss.
Da braucht man schon den einen oder anderen fachmännischen Tip!
Dazu muß man wieder einen kennen, der einen kennt!
Dafür schon mal vielen Dank an alle Unterstützer!
Aus dem Internet haben wir also folgende gut brauchbaren Daten bezogen:
- Satellitenbilder (Google
Earth ist da ein guter Tip!)
- gute geologsche Karten vom
türkischen Ministerium für Geologie
- digitale Rasterdaten der
Erdoberfläche aus der Space Shuttle Befliegung (90 m
Auflösung)
- Klimadaten
- Topokarten
Die Rasterdaten mussten
natürlich erst mal mit Hilfe eines GIS umgewandelt werden, was
mein Kompagnon Herr Stark zum Glück beherrscht.
(s. Bild auf vorheriger Seite)
In der letzten Märzwoche waren wir auf Einladung des
türkischen Freundeskreises in der Türkei und haben vor
Ort
Untersuchungen durchgeführt.
An erster Stelle stand die Untersuchung des Brunnens.
Die Untersuchung klappte gut. Die Kamera brachte gute Bilder und nun
besteht Klarheit - über den Ausabu, Teufe und die Schäden.
An mehreren Stellen war das Brunnenrohr beschädigt (es sind
größere Stellen herausgebrochen und bei 60 m fehtl das
Brunnenrohr über 1 bis 2 m ganz.
Aber der Brunnen ist trotzdem nutzbar.
Dazu hatten wir eine mobile Brunnenkamera mit, die uns dankenswerter
weise von der pigadi GmbH in Berlin ( www.pigadi.com
),
ein Fachunternehmen für den Brunnenservice, zur Verfügung
gestellt wurde. Auch dafür Vielen Dank!
Wir haben noch 3 weitere Brunnen untersucht, die aber alle kein Wasser
bringen und nicht genutzt werden können.
In den Schilderungen zum
Brunnen
hieß es immer, dass nach wenigen Stunden Betrieb der Pumpe der
Brunnen
abgeschlatet werden muss, da
kein Wasser mehr kommt. Das konnten wir so nicht glauben und haben
einen Pumpversuch mit einer kleinen Pumpe durchgeführt.
Das hat sehr gut funktioniert und wir konnten so die Leistung des
Brunnens ermitteln. Es ist nicht viel (ca. 13 m³/h), aber besser
als
gar nichts und für die Trinkwasserversorgung des Dorfes
müßte es
eigentlich reichen. Für die landwirtschaftliche Bewässerung
wird es
wohl etwas knapp. Aber es ist erst mal ein erster Schritt zur
Verbesserung getan.
Weiterhin haben wir uns mit den
geologischen und hydrologischen
Verhältnissen vertraut gemat, um einen Lösungsvorschlag
für die Wasserversorgung unterbreiten zu
können. Es ist vorgesehen, eine Erkundungsbohrtung
niederzubringen, um Klarheit über die geologischen
Ferhältnisse des Grundwasserleiters zu bekommen
und später noch einen Brunnen zu bohren.Dazu muß man aber
wissen, ob überhaupt Wasser da ist. Zur Beurteilung der
Speisungsverhältnisse, hat der Gemeindearbeiter "Hausaufgaben"
aufbekommen und muss regelmäßig die Wasserstände im
Brunnen messen.
Um Klarheit über den Wasserbedarf zu bekommen, werden die
Wasserlieferungen des Nachbardortes und die Zählerablesungen an
den Hauswasserzählern ausgewertet.
Ein nächster Punkt, der unbedingter Verbesserung bedarf ist die
Kläranlage. Immerhin hat das Dorf eine zentrale Kanalisation und
eine Pflanzenkläranlage,
die aber nicht verdient so bezeichnet zu werden. Sie ist zwar nicht
alt, muss aber unbedingt verbessert werden.
Das Abwasser könnte dann zur landwirtschaftlichen Bewässerung
genutzt werden. Außerdem befindet sich die KA nur wenige hundert
Meter vom Brunnen entfernt und das Wasser versickert über einen
Graben. Noch schlimmer ist, dass das restliche Wasser über
ein Karstloch im Untergrund verschwindet und keiner weiß, wo es
hinfließt.
Bei der Sanierung der Kläranlage unterstützt uns im Rahmen
der studentischen Arbeiten die Fachhochschule Potsdam!
Über den Fortgang des Vorhabens werden ich hier weiter
berichten.
Das Projekt geht weiter
Die erste Phase war erfolgreich - das Dorf hatte über den Sommer
durchgehend Wasser. Auch wenn die Ressourcen knapp sind, kann die
Grundversorgung aus dem Brunnen bereitgestellt werden. Aber reichlich
Wasser gibt es deswegen noch nicht.
Am 25. April 2007 geht es wieder für 1 Woche nach Ovacik. Da
werden wir uns um die weiteren Details kümmern. Auf dem Plan
stehen unter anderem folgende Aktivitäten:
- Niederbringung einer Bohrung von ca. 60 m zur Erkundung der
geologischen Verhältnisse
- Im Gepäck haben wir ein Projekt für die Sanierung
der Kläranlage, das von der Fachhochschule Potsdam erarbeitet
wurde.
Vielen Dank an Timm Habermann!
- Weitere Klärung der hydrologischen Verhältnisse,
auch im etwas weiteren Umkreis
- Information der Bevölkerung über die Nutzung von
Anlagen zur Regenwasserspeicherung
- Es möchte sich auch ein Dorf in der Nachbarschaft am
Projekt beteiligen. Dort ist Kontakt aufzunehmen
Die Erkundungsbohrung war ein
reines Abenteuer. Der Bohrmeister hat dabei viel gelernt. Erst hat er
vollmundig Alles zugesagt und
dann wußte er eigentlich gar nicht wovon er redet. Die
Maschinenführer waren aber sehr fleißig und haben versucht
alles so zu machen wie wir es wollten.
Die Bohrung diente mehr der Erkundung der geologischen
Verhältnisse. Dabei kamen noch einige geologische
Überraschungen zu Tage, mit denen nicht zurechnen war.
Insofern war die Bohrung schon sehr wichtig. Bei 60 m war dann Schluss.
Leider bringt der Brunnen nicht viel Wasser. Aber vielleicht wird er
noch.
Die Menschen im Dorf setzen sehr viel auf die Brunnen. Aber es ist
nicht so einfach, einen brauchbaren Grundwasserleiter zu finden.
Da müssen wohl noch mehr Brunnen gebohrt werden. Mehrere kleine
Brunnen bringen letztendlich auch genug Wasser. Nur wird es dann nicht
sehr wirtschaftlich.
Große Bedeutung hat die Sanierung bzw. der Neubau der
Kläranlage. Einerseits ist es ein wichtiger Beitrag zum Umwelt und
Gewässerschutz, denn sie steht nur wenige hundert Meter vom
Brunnen entfernt und das schlecht geklärte Wasser versickert teils
im Untergrund und teils verschwindet es in einem Karstloch,
wo keiner weiß, wo es bleibt.
Weiterhin soll das geklärte Abwasser für die
landwirtschaftliche Bewässerung genutzt werden. So kann wertvolles
Trinkwasser gespart werden und es zusätzliches Wasser für die
landwirtschaftliche Produktion zur Verfügung.
Hier noch ein Bild zur Örtlichkeit:
Ovacik Köyü befindet sich links unter der großen hellen
Landwirtschaftsfläche
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